Schwarzer Hautkrebs ist die gefährlichste der „bösen“ Veränderungen der Haut: Frühzeitig erkannt, ist auch dieser klassische Fall des Melanoms sehr gut heilbar. Nun gibt es ein raffiniertes elektronisches Verfahren, um Gut von Böse zu unterscheiden: Die elektrische Impedanzspektroskopie. Hierüber berichtet Dr. med. Matthias Suckow, Dermatologe im Haut- und Laserzentrum Bayreuth. Die elektrische Impedanzspektroskopie (Nevisense) ist ein neues Verfahren, das zusätzliche Sicherheit bei der Melanom-Früherkennung bietet. Bei der Untersuchung von Muttermalen gibt es verschiedene Möglichkeiten, gutartige Hautveränderungen von bösartigen Melanomen zu unterschieden. Oft kann schon mit dem Auflichtmikroskop eine Entscheidung getroffen werden. Eine Videodermatoskopie mit computergestützter Analyse kann weitere Anhaltspunkte zur Beurteilung von Pigmentmalen liefern. Die elektrische Messung des Widerstands der Haut (Impedanz) ist eine zusätzliche Methode, um weitere Informationen bei auffälligen Muttermalen zu erhalten. Mit dieser Methode können unnötige, aus Vorsicht vorgenommene Operationen vermieden werden. Methode Das Nevisense-Verfahren wurde in 20-jähriger Forschungsarbeit am renommierten Karolinska-Institut in Schweden entwickelt. Nevisense untersucht und nützt bestimmte Veränderungen von Hautzellen, wenn diese bösartig werden. Es arbeitet mit der sog. elektrischen Impedanzspektroskopie (EIS). Die EIS ermöglicht es, objektive Informationen aus auffälligen Muttermalen zu gewinnen, ohne diese zu verletzen. Nevisense misst und analysiert Pigmentflecke und erkennt so Veränderungen in der Zellstruktur. Diese zusätzlichen Daten sind sehr hilfreich bei der Melanom-Erkennung. Sie erlauben es, in Zweifelsfällen, bei denen eine Untersuchung mit dem Auflichtmikroskop und evtl. der Videodermatoskopie nicht eindeutig ist, zusätzliche wertvolle Daten zu gewinnen, um so eine auf zusätzlichen Fakten basierte Entscheidung zu treffen. Studiendaten Nevisense ist ein medizinisches Verfahren auf wissenschaftlicher Grundlage. Über 20 europäische Kliniken mit mehr als 2.800 Patienten waren von 1998 bis 2010 an der Entwicklung beteiligt. In der abschließenden Studie wurden international ca. 1.900 Patienten untersucht. Die Untersuchung der Genauigkeit wurde in der größten Prospektiv-Studie im Bereich Diagnostik von Melanomen bestätigt, die es bislang gab. Hierzu hat man ca. 4.000 Muttermale untersucht. Das Verfahren hat eine Sensitivität von 97 Prozent. Die Sensitivität gibt an, bei welchem Prozentsatz der erkrankten Patienten die jeweilige Erkrankung tatsächlich erkannt wird. Je höher die Sensitivität ist, desto sicherer wird die Erkrankung diagnostiziert. Wird bei einem Verfahren mit hoher Sensitivität die Erkrankung ausgeschlossen, so liegt die Erkrankung mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vor. Da das Nevisense-Verfahren zusätzlich zur hautärztlichen Untersuchung durchgeführt wird, ist die Sensitivität in der Praxis noch höher. Vorgehen So funktioniert die elektrische Impedanzspektroskopie (Nevisense): Normale Haut und veränderte Haut weisen unterschiedliche elektrische Eigenschaften auf. Normale Zellen haben zum Beispiel im Unterschied zu Krebsvorstufen eine anderer Zellgröße, Form, Ausrichtung, Dichte und Struktur der Zellmembranen. Diese Eigenschaften wirken sich auf die Leit- und Speicherfähigkeit der Zellen aus. Man nennt dies elektrische Impedanz. Ein vom Gerät ausgesendetes, für den Menschen unschädliches elektrisches Signal, kann diese Veränderungen feststellen und analysieren. Pro Messung wird in 225 Messpunkten in unterschiedlicher Gewebetiefe gemessen. Es werden Veränderungen erkannt, die auf Abnormalitäten in der Zellstruktur, Ausrichtung, Größe, molekularen Zusammensetzung und Integrität der Zellwände hindeuten. Bedeutung für Patienten Die Untersuchung mit Nevisense ist schmerzlos und dauert nur wenige Minuten. Sie kann bei auffälligen Veränderungen integriert werden. Bei der Untersuchung wird eine stempelförmige Elektrode pro Muttermal zweimal auf die Haut gedrückt. Das Ergebnis steht sofort zur Verfügung. Auf dem Bildschirm wird das Ergebnis der Messung in Form einer Skala angezeigt, die den Grad der Auffälligkeit des Muttermals anzeigt. Die Daten der Messung geben eine zusätzliche Sicherheit bei der Entscheidung, ob ein Muttermal entfernt werden soll. Gezielt für Zweifelsfälle einsetzen Das Verfahren ist vergleichsweise teuer. Die Analyse von bis zu fünf Läsionen kostet rund hundert Euro. Deswegen eignet sich die Methode nicht für die klassische Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchung. Vor allem dann nicht, wenn Patienten mit Dutzenden von Leberflecken und Muttermalen in die Praxis kommen. Die gesetzlichen Krankenkassen wollen den Einsatz dieser Methode bislang nicht bezahlen.