Veröffentlicht am 31.03.2019 09:24
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Ein zerrissenes Künstlerleben

Siegfried Wagner / Foto: Archiv Siegfried-Wagner-Gesellschaft (Foto: inBayreuth.de)
Siegfried Wagner / Foto: Archiv Siegfried-Wagner-Gesellschaft (Foto: inBayreuth.de)
Siegfried Wagner / Foto: Archiv Siegfried-Wagner-Gesellschaft (Foto: inBayreuth.de)
Siegfried Wagner / Foto: Archiv Siegfried-Wagner-Gesellschaft (Foto: inBayreuth.de)
Siegfried Wagner / Foto: Archiv Siegfried-Wagner-Gesellschaft (Foto: inBayreuth.de)

Bayreuth. Am 6. Juni 2019 jährt sich der Geburtstag von Siegfried Wagner zum 150. Mal. Dem Wunsch, dass dieser Jahrestag in das Bewusstsein der Bayreuther kommt und angemessen begangen wird, hat sich Schauspieler, Dramaturg und Kulturwissenschaftler Claus J. Frankl besonders angenommen. Am Dienstag, 2. April, um 19 Uhr wird Frankl im Historischen Sitzungssaal des Kunstmuseums im Alten Rathaus in einem Vortrag mit Musik-Einspielungen über Leben und Werk des Sohnes von Richard Wagner referieren. »Im Jahr 1980 lernte ich erstmals die Musik von Siegfried Wagner kennen. Seitdem bin ich fasziniert von dieser Künstlerpersönlichkeit, die eine doppelte Zwillingsnatur war», erklärte Claus J. Frankl im Gespräch mit der Bayreuther Sonntagszeitung. Siegfried Wagner war ab 1908 Festspielleiter. Der Regisseur und Dirigent war auf der einen Seite dem Erbe der Familie verpflichtet, andererseits musste er durch seine eigene künstlerische Tätigkeit die private Existenz sichern. Hinzu kam eine weitere Zerrisenheit aufgrund seiner Bisexualität, seine Homosexualität konnte der Vater von Wieland, Friedelind, Wolfgang und Verena Wagner allenfalls im Verborgenen ausleben. »Die Zerrissenheiten im Leben Siegfried Wagners werden in seinen Kompositionen deutlich und auch verarbeitet», erklärt Frankl. In seinem Vortrag geht es ihm um eine umfassende Darstellung von Leben und Werk Siegfried Wagners, fernab aller Verkürzungen, falschen Informationen und Vorurteilen - negativen wie positiven. »Beides hat Siegfried Wagner nicht nötig. Aber Gerechtigkeit sollte ihm widerfahren - und diese gelingt nur mit ausführlicher Beschäftigung und Nachfrage», so der Referent. Ein solcher Bereich ist etwa die politische Einstellung Siegfried Wagners. Während seine Frau Winifred von Anfang an Begeisterung für Adolf Hitler zeigte, war Siegfried Wagner einerseits sicherlich aufgrund der Familientradition deutsch-national geprägt, aber durchaus auch kosmopolitisch. Von der Leichtigkeit Italiens war er begeistert. »Letztlich war Siegfried Wagner auf das Geld der alten Eliten und des Adels angewiesen, um ab 1924 die Wiederaufnahme der Bayreuther Festspiele finanzieren zu können», so Frankl. „Andererseits merkte Siegfried Wagner aber spätestens bei einer Konzerttournee Anfang 1924 in den USA, welche Ablehnung ihm aufgrund der antisemitischen Schriften seines Vaters entgegenschlug. Siegfried Wagner lud letztlich jüdische Sänger ein, an den Festspielen mitzuwirken und schaffte es letztlich auch 1930, mit Arturo Toscanini den angesagtesten italienischen Dirigenten der damaligen Zeit für Bayreuth zu verpflichten. Letztlich starb Siegfried Wagner nach einem Herzinfarkt während der Festspiele 1930». Im Rahmen der von Clemens Lukas geleiteten Musica hat Frankl außerdem für Mittwoch, 5. Juni, um 19.30 Uhr die Bad Reichenhaller Philharmoniker zu einem Moderationskonzert nach Bayreuth geholt. »Die Bad Reichenhaller Philharmoniker spielen am 4. Juni zu Hause ein Geburtstagskonzert für Siegfried Wagner und kommen am Tag darauf in großer Besetzung zu einem zweiten Konzert ins Markgräfliche Opernhaus», erklärt Claus J. Frankl. Warum kommen die Gratulanten aus Bad Reichenhall? »Ohne die Kurstadt gäbe es wohl keinen Siegfried Wagner, Richard Wagner hat sich dort nämlich in Cosima von Bülow verliebt. Außerdem gab es auch das Angebot der Stadt Bad Reichenhall an Richard Wagner, sein Festspielhaus in dem weithin bekannten Kurort zu errichten. Dies lehnte Wagner allerdings ab, da er das mondäne Publikum in der Kurstadt nicht so gut zu seinem Werk passend fand». Gespannt ist Frankl auch auf die Ausstellung »Siegfried Wagner - Eine Spurensuche», die am Donnerstag, 4. April, im Richard Wagner Museum Bayreuth beginnt und bis 26. Mai dauert. Die Ausstellung wurde bewusst auf das Frühjahr terminiert, um nicht zeitlich mit anderen Siegfried-Wagner-Veranstaltungen im Sommer zu kollidieren. Für den eigentlichen Geburtstag am Donnerstag, 6. Juni, ist eine Kranzniederlegung durch die Stadt, die Siegfried-Wagner-Gesellschaft und das Orchester aus Bad Reichenhall geplant. Auch die Siegfried-Wagner-Gesellschaft wird im Alten Schloss eine eigene Ausstellung zu Siegfried Wagner auf die Beine stellen. Eröffnung ist am Mittwoch, 24. Juli. Die Bayreuther Festspiele werden mit vier Veranstaltungen im Reichshof an den Geburtstag Siegfried Wagners erinnern. Aufgeführt werden soll ein Auftragswerk zu Leben und Werk Siegfried Wagners. Claus J. Frankl hätte sich für das allgemeine Jubiläumsprogramm durchaus noch mehr Attraktionen vorstellen können. »Interessant wäre etwa, wenn die ,Heilige Linde', die letzte komplette Oper Siegfried Wagners, die bislang nur einmal konzertant uraufgeführt wurde, in Bayreuth eine szenische Uraufführung erfahren würde». rs


Von mm
north