Veröffentlicht am 09.05.2023 12:21
Veröffentlicht am 09.05.2023 12:21

Asylbewerber kommen nach Eckersdorf: Landrat Wiedemann gibt Bürgern wichtiges Versprechen

Asylbewerber kommen nach Eckersdorf: Landrat Wiedemann gibt Bürgern wichtiges Versprechen (Foto: Lenkeit)
Asylbewerber kommen nach Eckersdorf: Landrat Wiedemann gibt Bürgern wichtiges Versprechen (Foto: Lenkeit)
Asylbewerber kommen nach Eckersdorf: Landrat Wiedemann gibt Bürgern wichtiges Versprechen (Foto: Lenkeit)
Asylbewerber kommen nach Eckersdorf: Landrat Wiedemann gibt Bürgern wichtiges Versprechen (Foto: Lenkeit)
Asylbewerber kommen nach Eckersdorf: Landrat Wiedemann gibt Bürgern wichtiges Versprechen (Foto: Lenkeit)

ECKERSDORF. Asylbewerber werden nach Eckersdorf kommen. Insgesamt 50 Stück, die ersten 25 von ihnen bereits im Juni. Dazu haben die Bürger Fragen, teilweise auch Sorgen. Landratsamt, Gemeinde und Betreiber haben deshalb am Montagabend (8. Mai 2023) die Bürger informiert.

Im Anschluss kamen die Bürger zu Wort. Die Aula der Grund- und Mittelschule war bis auf den letzten Platz gefüllt, viele Besucher hatten Fragen im Gepäck. Sie erhielten Antworten, Bedenken konnten auch zerstreut werden. Vor allem Landrat Florian Wiedemann konnte die Fragerunde in der Grund- und Mittelschule Eckersdorf in geordnete Bahnen lenken und dort halten.

Eckersdorf: Flüchtlinge kommen in Pension „Am Park”

Eckersdorf wird die 13. Gemeinde im Landkreis Bayreuth sein, die Flüchtlinge bei sich aufnehmen wird - und das schon bald. Im Juni werden die ersten 25 Asylbewerber die ehemalige Pension „Am Park” in der Bayreuther Straße einziehen. 25 weitere folgen später. Hintergrund: Die kreisfreien Städte in Oberfranken haben ihre Quote an aufgenommen Flüchtlingen erfüllt, der Landkreis Bayreuth hinkt in Oberfranken noch deutlich hinterher.

https://www.youtube.com/watch?v=_w-l8_3qHzI&t=20s

Sybille Pichl, 1. Bürgermeisterin in Eckersdorf, betont einleitend: Bei der Asylbewerberunterkunft „Am Park” handelt es sich um ein Angebot der Eigentümerin an das Landratsamt. Die Gemeinde kann nicht mitentscheiden. „Aber wir wollen unterstützen, wo wir können und dabei möglichst viele Bürger Eckersdorfs mit ins Boot holen.”

„Gesunde Mischung” bei Flüchtlingsunterkunft in Eckersdorf

Die Nationalität der Asylbewerber sei derzeit noch unklar. Viele von ihnen seien jedoch „mit hoher Wahrscheinlichkeit Syrer”, wie Wiedemann ankündigt. Auch Georgier warten aktuell im Ankerzentrum für Flüchtlinge auf die Zuweisung einer Unterkunft. Landrat Florian Wiedemann betont: Der Anteil allein reisender Männer und von Personen im Familienverbund soll sich die Waage halten. Er spricht von einer „gesunden Mischung”. Er verspricht: „Es werde nicht mehr als 25 allein reisende Männer nach Eckersdorf kommen.”

Landrat Florian Wiedemann beim Infoabend in Eckersdorf. Foto: Lenkeit

Gabriela Gheralia saß am Montagabend ebenfalls mit auf dem Podium der Entscheider. Sie vertrat die M&D Deutschland GmbH mit Sitz in Bad Berneck als Betreiber der Flüchtlingsunterkunft in Spe. Sie verspricht: „Wir wollen das Haus als ein Zuhause betreiben.” Das kann man auch wörtlich nehmen: Ihre Schwester sowie ihr Neffe werden für die ersten Monate selbst in die frühere Pension gegenüber von Schloss Fantaisie einziehen.

Die wichtigsten Fragen und Antworten des Infoabends im Überblick

Nach rund einer Stunde an Informationen von Wiedemann, Pichl, Integrationslotsin Silvia Herrmann, Technikleiter Alexander Küfner sowie dem Leiter Ausländerwesen Karl-Friedrich Weidner (alle Landratsamt) sowie Polizeioberrat Olaf Heber von der Polizei Bayreuth-Land waren die Bürger mit ihren Fragen an der Reihe. Als ein Zuhörer aus dem Publikum Wiedemann vorwirft, zu lügen, wenn er den Flüchtlingen frühzeitig andere Wohnungen in Aussicht stelle, antwortet der Landrat postwendend und deutlich. „Sie haben mir bewusst nicht zugehört. Das ist Populismus. Ich habe von anerkannten Flüchtlingen gesprochen.” Die weitere Diskussion bewegte sich auf einem konstruktiven Niveau mit hohem Informationsgehalt.

Werden Asylkinder bei Kitaplätzen in Eckersdorf bevorzugt?

Sybille Pichl: Es gibt noch Reserveplätze in Eckersdorf. Die sind bestimmt für Familien, die während des Jahres zuziehen. „Die werden nicht für Asylkinder zurückgehalten. Das sage ich klipp und klar.”

Wer ist Ansprechpartner für die Nachbarn der Pension?

Sybille Pichl: Die Gemeinde ist erster Ansprechpartner in allen Belangen. Wenn die Situation es erfordere, könne auch Frau Gheralia als Betreiberin eingeschaltet werden. Dazu kommt natürlich die Polizei.

Gibt es Pläne für eine weitere Flüchtlingsunterkunft in Eckersdorf?

Florian Wiedemann: Derzeit wurde nur dieses Objekt (die frühere Pension „Am Park”, Anm. d. Red.) dem Landratsamt angeboten. Es gebe aktuell „definitiv keine weitere Unterkunft.” Allerdings: Was perspektivisch passiere, wisse auch Wiedemann nicht.

Wer haftet bei durch Asylbewerber verursachte Sachbeschädigungen?

Die ebenso ehrliche wie entwaffnende Antwort von Karl-Friedrich Weidner (Ausländerwesen): „Auf dem Schaden bleibt man als Geschädigter unabhängig der Herkunft des Schädigenden sitzen” - auch wenn der keine typisch deutsche Haftpflichtversicherung habe. „Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen.” Eine Strafe durch die Polizei erfolge davon unabhängig, wenn ein Gesetzesverstoß vorliegt.

Müssen Kinder und Teenager in Eckersdorf, gerade abends im Sommer, jetzt Angst haben?

Olaf Heber (Polizei): Die Statistiken belegen keine höhere Gefahr an Kriminalität, wenn eine Unterkunft von Asylbewerbern in der Nähe ist. Zudem müsse man, gerade in kleinen Gemeinden wie Eckersdorf, den Fokus bei Straftaten auf absolute statt relative Zahlen legen.

Wie lange wird die frühere Pension „Am Park” als Asylbewerberunterkunft in Eckersdorf genutzt?

Florian Wiedemann: Es wurde ein Dreijahresvertrag mit dem Betreiber geschlossen. Für ein vorzeitiges Ende müssten außerordentliche Gründe vorliegen.

Was machen die Bewohner den ganzen Tag lang?

Hier seien die Eckersdorfer Bürger eigeladen, sich einzubringen. „Leute abholen und einbinden”, nannte Integrationslotsin Herrmann es und erwähnte explizit den Fußballverein im Ort. Auch die Vergabe von Mini-Jobs sei denkbar.

Applaus für Flüchtlingshilfe Eckersdorf

Gegen Ende der Fragerunde ergriff eine Frau aus dem Publikum das Wort. Sie würde in Eckersdorf gerne dem Betreuerkreis der geflüchteten Personen beitreten, gerne auch in leitender Funktion. Die Aufgabe sei schließlich nicht, die Menschen abzuwehren. Vielmehr müsse man das Bestmögliche für alle Beteiligten, Eckersdorfer Bürger wie Geflüchtete, machen. „Sie kommen sowieso. Das kann weder die Gemeinde noch der Landkreis ändern.” Die Zuhörer spendeten lauten Applaus. Der Infoabend steuerte dem Ende entgegen, ein großer Knall blieb aus.

Anmerkung: In einer früheren Version stand geschrieben, laut Landrat Wiedemann gebe es aktuell „definitiv weitere Unterkunft”. Tatsächlich muss es heißen, es gebe aktuell „definitiv keine weitere Unterkunft.” Die Passage wurde korrigiert.


Von Jürgen Lenkeit
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