Veröffentlicht am 20.02.2021 18:00
Veröffentlicht am 20.02.2021 18:00

Corona-Virus in Bayreuth: Keine Angst vorm Impfen

Corona-Virus in Bayreuth: Keine Angst vorm Impfen (Foto: red)
Corona-Virus in Bayreuth: Keine Angst vorm Impfen (Foto: red)
Corona-Virus in Bayreuth: Keine Angst vorm Impfen (Foto: red)
Corona-Virus in Bayreuth: Keine Angst vorm Impfen (Foto: red)
Corona-Virus in Bayreuth: Keine Angst vorm Impfen (Foto: red)

BAYREUTH.

Der Weg aus der Pandemie führt nach Ansicht vieler über die möglichst vollständige Impfung der Bevölkerung. Birgitta Wöhrl, Professorin am Lehrstuhl Biochemie IV – Biopolymere der Universität Bayreuth, forscht zur funktionellen und strukturellen Analyse von retroviralen Proteinen und Allergenen – sie beantwortet unsere Fragen zu Wirksamkeit und Sicherheit.

Wieso dauert die Produktion der Impfstoffe so lange?

Birgitta Wöhrl: Nach knapp einem Jahr über mehrere funktionierende Impfstoffe zu verfügen, ist enorm. Biontech/Pfizer hat bereits im Januar 2020 entwickelt und im April mit klinischen Studien begonnen, bei denen, für die Zulassung wichtig, zirka 40.000 Menschen geimpft und getestet wurden. Schon in dieser Phase wurde mit der Produktion begonnen. Um den Markt schnell versorgen zu können, musste die Produktion, vom kleinen Laboransatz, zügig zur Massenproduktion hochgefahren werden. Dafür mussten entsprechende Chemikalien und Geräte ausreichend verfügbar sein. Bei einer solch schnellen Entwicklung, können die Standards unterschiedlich sein, weil auch die Ausstattung der Labore unterschiedlich sind. Vor der Inbetriebnahme der neuen Produktionsanlagen von Biontech/Pfizer am Standort Marburg war eine behördliche Genehmigung notwendig, um sicherzustellen, dass das Ergebnis dem in anderen Ländern entspricht.

Welche Impfstoffe sind auf dem Markt?

Birgitta Wöhrl: In Deutschland sind zurzeit die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und von Moderna sowie der Vektorimpfstoff von AstraZeneca zugelassen.

Wie wirken die Impfstoffe?

Birgitta Wöhrl: Das Virus besitzt auf seiner Außenhülle ein Spike- oder Stachelprotein, die menschliche Zellen befallen. Die mRNA-Seren, die verimpft werden, enthalten Teile der Erbinformation. Diese werden vom menschlichen Immunsystem als Fremdstoff erkannt und Abwehrstoffe gebildet. Beim Impfstoff von AstraZeneca dagegen, wird ein für den Menschen ungefährliches Erkältungsvirus zugeführt, in dessen Erbgut ebenfalls die genetische Information des Virus eingebaut wurde. Durch die Impfung werden Antikörper produziert, die immunisieren.

Wer ist für die Impfstoffzulassung und Sicherheit zuständig?

Birgitta Wöhrl: In Deutschland wird Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit durch das Paul-Ehrlich-Institut in Langen bei Frankfurt überprüft. Die STIKO (Ständige Impfkommission), ein unabhängiges Expertengremium, gibt für Deutschland Empfehlungen ab, wie der Impfstoff verabreicht werden soll. Für die Entscheidungen fließen auch Bewertungen des Paul-Ehrlich-Instituts mit ein.

Wie wirksam sind die einzelnen Impfstoffe?

Birgitta Wöhrl: Nach derzeitigem Kenntnisstand bieten die mRNA-Impfstoffe eine Wirksamkeit von bis zu 95 Prozent. Der Vektorimpfstoff von AstraZeneca hat eine Wirksamkeit von 70 Prozent.

Das bedeutet aber nicht, dass die Impfung bei 95 von 100 Geimpften wirksam ist, sondern es geht um die relative Risikoreduktion.

Warum werden manche Impfstoffe nur für Personen unter 65 Jahren empfohlen?

Birgitta Wöhrl: Beim AstraZeneca-Impfstoff empfiehlt die STIKO, ihn nur an Personen unter 65 Jahren zu verimpfen, weil an den Zulassungsstudien nur wenige über 65-Jährige teilgenommen haben. Es liegen also derzeit für diese Altersgruppe keine ausreichenden Daten vor, was sich ändern wird.

Welche Impf-Nebenwirkungen wurden festgestellt?

Birgitta Wöhrl: Bei jeder Impfung treten oftmals nach wenigen Tagen Reaktionen auf. In der Regel Schmerzen und Schwellung an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen, manchmal auch Fieber.

Diese Reaktionen zeigen, dass der Körper auf den Impfstoff reagiert und das Immunsystem aktiviert. Eigentlich alles natürlich. Es empfiehlt sich, nach der Impfung, zirka eine halbe Stunde in der Arztpraxis bleiben, sollten allergische Reaktionen auftreten.

Ist mit Langzeitnebenwirkungen zu rechnen?

Birgitta Wöhrl: Komplikationen treten meist sofort auf, spätestens nach wenigen Wochen.

Langzeitnebenwirkungen, erst nach Jahren, sind nicht bekannt. Persönlich würde ich mich eher vor Langzeitwirkungen der Virusinfektion fürchten, denn es stellt sich immer mehr heraus, dass Infizierte, auch junge Menschen ohne Vorerkrankungen, noch Monate nach der Infektion an Folgen, wie beispielsweise starke Erschöpfung oder Konzentrationsschwäche, leiden.


Von Jessica Mohr
jm
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