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Veröffentlicht am 22.03.2020 07:00
Veröffentlicht am 22.03.2020 07:00

Corona-Virus in Bayreuth: Corona-Expertenmeinung

Corona-Virus in Bayreuth: Corona-Expertenmeinung (Foto: red)
Corona-Virus in Bayreuth: Corona-Expertenmeinung (Foto: red)
Corona-Virus in Bayreuth: Corona-Expertenmeinung (Foto: red)
Corona-Virus in Bayreuth: Corona-Expertenmeinung (Foto: red)
Corona-Virus in Bayreuth: Corona-Expertenmeinung (Foto: red)

BAYREUTH. Einer der renommiertesten Ärzte und Medizin-Ethiker Deutschlands, Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel, Inhaber des Lehrstuhls für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften und Direktor des gleichnamigen Instituts an der Universität Bayreuth, sieht in der Corona-Krise eine Chance, den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken. Das Gesundheitssystem hält er für robust genug, fordert aber, die Medikamentenproduktion wieder in die EU zu verlagern und diesen Prozess politisch zu forcieren.

In den letzten beiden Jahren haben sich zunehmend Probleme bei der Medikamentenversorgung auch in Europa ergeben, die mit Beginn des Jahres 2020 bereits zu erheblichen Versorgungsschwierigkeiten bei über 300 Produkten geführt hatten.

„Arzneimittelhersteller haben sich im Bereich der Arznei- und Grundstoffproduktion vollständig auf Zulieferer in Asien verlassen. Das muss rückgängig gemacht werden. Auch im Bereich der Produktion von medizinischen Sachgütern, wie z.B. Schutzmasken oder anderen Verbrauchsmaterialien, muss es in Zukunft wieder eine Grundversorgung im europäischen Raum geben. Dass das notwendig ist, erleben wir gerade in der aktuellen Coronavirus-Krise“, so Eckhard Nagel.

Die Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Medikamenten oder Impfstoffen ist ein anderes Thema. Hier gelten die allgemeinen Grundsätze der Menschenrechte, die ein generelles Diskriminierungsverbot beinhalten. Auch die Grundlagen des ärztlichen Behandlungsauftrages richten sich danach und insofern ist es das Ziel, alle bedürftigen Patientinnen und Patienten auch adäquat zu versorgen. Kommt es zu einer Situation, in der aber die Mittel zur Behandlung nur für eine bestimmte Gruppe zur Verfügung stehen, dann braucht es sogenannte Priorisierungskriterien, die festlegen, welche Personen z.B. von einer Impfung am meisten profitieren (z.B. ältere Patienten oder solche, die bei einer Erkrankung mit Komplikationen zu rechnen haben). Insofern wäre es bei einem Impfstoff denkbar, dass zunächst nur solche Menschen geimpft werden, die ein besonderes Risiko haben zu erkranken oder gar eventuell zu versterben. Das übergeordnete Ziel bleibt dennoch, dass möglichst alle in der Bevölkerung geimpft werden, um am Ende eine Immunität für die Gesamtgruppe zu erreichen und damit eine weitere Krankheitsausbreitung langfristig zu verhindern

Die Krankenhausinfrastruktur in Deutschland ist robust und aktuell nicht überfordert. Allerdings gehört es zu den Eigenarten einer Epidemie, dass mit einem Mal eine große Anzahl an Patientinnen und Patienten erkrankt und akut versorgt werden muss. Wenn wir von zehntausenden von Patienten sprechen, die stationär versorgt werden müssten, dann kann das natürlich nicht alles zu einer Zeit geschehen. Insofern ist der Aufruf zur sozialen Distanz ein höchst wichtiger, ja ein zentraler, um die Zahl der zur gleichen Zeit Infizierten so gering wie möglich zu halten.

red


Von Jessica Mohr

jm

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