Bayreuther in der Corona-Krise: Zahnarztpraxis Klinkisch

Bayreuther in der Corona-Krise: Zahnarztpraxis Klinkisch (Foto: Zahnarztpraxis Klinkisch)
Bayreuther in der Corona-Krise: Zahnarztpraxis Klinkisch (Foto: Zahnarztpraxis Klinkisch)
Bayreuther in der Corona-Krise: Zahnarztpraxis Klinkisch (Foto: Zahnarztpraxis Klinkisch)
Bayreuther in der Corona-Krise: Zahnarztpraxis Klinkisch (Foto: Zahnarztpraxis Klinkisch)
Bayreuther in der Corona-Krise: Zahnarztpraxis Klinkisch (Foto: Zahnarztpraxis Klinkisch)

BAYREUTH.

Wenn jemand an dem Corona-Virus erkrankt ist, kann trotzdem der Fall eintreten, dass der Erkrankte zum Zahnarzt muss. In diesem Fall ist die Zahnarztpraxis Klinkisch der passende Ansprechpartner. Irene und Andreas Klinkisch haben sich dazu bereit erklärt, diese Notfälle zu übernehmen. Wie sie und ihre Angestellten mit dieser Situation umgehen, wie der Ablauf funktioniert und wie sie sich selber schützen, erklären sie im Interview.

  • Wie kam es dazu, dass Ihre Praxis die Anlaufstelle für Corona-Patienten wurde? Musste man sich „bewerben“?

Die Benennung zur Schwerpunktpraxis ist aus der Situation heraus entstanden. Beim gemeinsamen Notdienst wurde uns von verzweifelten Kollegen mitgeteilt, dass keiner so recht wisse, was nun mit diesen Patienten anzufangen sei und es keine nächstgelegene Anlaufstelle gibt. Von mangelnder Schutzausrüstung und fehlenden logistischen Möglichkeiten möchte ich hier gar nicht erst anfangen. Da unsere Praxis glücklicherweise die idealen Voraussetzungen dafür bietet, haben wir uns daraufhin bereit erklärt, diese Notfälle zu übernehmen und damit nahm das Ganze seinen Lauf. Eine Woche später wurden wir dann nach Absprache mit dem Gesundheitsamt Bayreuth, der KZVB (Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns) und der BLZK (Bayerische Landeszahnärztekammer), zum offiziellen Ansprechpartner in der Region. Damit ist die Zahnarztpraxis Klinkisch in Weidenberg bisher die einzige zahnärztliche Schwerpunktpraxis für Quarantäne- und COVID-19-Patienten im Landkreis Bayreuth und eine von zwei Praxen in ganz Oberfranken.

  • Nehmen Sie derzeit nur Corona-Patienten oder auch weiterhin nicht erkrankte Patienten, eventuell Patienten, die sonst auch zu ihnen kommen und nur eine normale Kontrolle möchten?

Beides. Gerade Kontrollen und Vorsorgeuntersuchungen sind in der jetzigen Zeit enorm wichtig. Entzündungen in der Mundhöhle schaden dem Immunsystem und eine vernachlässigte Mundkrebsvorsorge kann noch viel schlimmere Konsequenzen nach sich ziehen. Allerdings ist die Schwerpunktpraxis komplett vom eigentlichen Praxisbetrieb getrennt. Räumlich, indem wir einen extra Nebeneingang bereitstellen und ein isoliertes Behandlungszimmer nutzen, welches von der Praxis abgeschottet ist. Zeitlich, da erkrankte Patienten IMMER allein und weit nach der eigentlichen Sprechstunde einbestellt werden. Personell, weil unser Corona-Team für mindestens zwei Wochen keinen Kontakt zu den restlichen Mitarbeitern und dem regulären Praxisbetrieb hat und wirklich ausschließlich für diese Patienten zur Verfügung steht.

  • Wie funktioniert die Terminvergabe? Beziehungsweise wie lange müssen die Patienten auf einen Termin warten?

Die Terminvergabe läuft zunächst immer erst telefonisch über den eigenen Hauszahnarzt bzw. Hausarzt. Dieser entscheidet dann, ob die Behandlung aufgrund starker Schmerzen oder eines akuten Notfalles, keinen Behandlungsaufschub mehr zulässt. Danach wird noch für denselben Tag ein Termin mit uns vereinbart. Wichtig: ein Besuch der zahnärztlichen Schwerpunktpraxis ist ausschließlich nach telefonischer oder digitaler Anmeldung möglich und es werden nur Patienten behandelt die sich in amtlich verordneter Quarantäne befinden (in der Regel ab Testabstrich bei begründetem COVID-19 Verdacht).

  • Wie läuft die Behandlung ab? Müssen die Patienten vor der Praxis warten, bis sie dran sind?

Zunächst versuchen wir über die Videosprechstunde (oder telefonisch) eine erste Einschätzung der Schwere des Falles zu bekommen. Danach bekommt der Patient einen Termin nach unseren Sprechzeiten zugewiesen und wird angehalten auf einem reservierten Parkplatz vor der Praxis auf unser Team zu warten. Er wird dann direkt durch unseren Nebeneingang (2 Meter vom Parkplatz entfernt), durch unsere improvisierte Schleuse in das Isolationszimmer gebracht und dort unter Einhaltung der strengsten Sicherheitsmaßnahmen und unter höchsten hygienischen Schutzvorkehrungen behandelt.

  • Welche Schutzmaßnahmen treffen Sie für sich und Ihre Angestellten? Beziehungsweise wie viele Angestellte haben Sie derzeit noch in der Praxis? Gibt es spezielle Anzüge, um sich vor dem Virus zu schützen?

Das „Corona-Team“ besteht nur aus einem Behandler und einer Assistenz. Die Praxis ist zu diesem Zeitpunkt geschlossen und es befinden sich keine weiteren Personen in den Räumen. Das Personal wurde für diese

Aufgaben extra intensiv geschult und hat eine gesonderte spezielle Schutzausrüstung zur Verfügung (siehe Bild). In der „Schleuse“ kann sich der Patient desinfizieren, bekommt eine Schutzausrüstung von uns angelegt und wird von dort direkt in das isolierte Behandlungszimmer gebracht.

  • Wie hoch ist die Gefahr, trotz der Schutzmaßnahmen, sich anzustecken?

Die Schutz- und Hygienemaßnahmen sind und waren schon immer in allen Zahnarztpraxen sehr hoch und haben sich in den letzten Wochen zusätzlich an die neuen Begebenheiten bestens angepasst. Sicherlich gibt es keinen 100 prozentigen Schutz, aber die Gefahr sich im Alltag oder beim Einkaufen anzustecken ist um ein Vielfaches höher.

  • Unterziehen Sie sich regelmäßigen Tests, ob Sie sich vielleicht doch infiziert haben?

Ja. Wir unterziehen uns bereits regelmäßigen Tests und erwarten sehnlichst zuverlässige Antikörper- und Pooltestverfahren.

  • Haben Sie oder Ihre Angestellten Angst vor einer Ansteckung?

Nein. Aber die Anspannung und Belastung für das Corona-Team ist eine andere als unter den normalen Bedingungen.

Das Interview führte Jessica Mohr


Von Jessica Mohr
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