Veröffentlicht am 04.11.2022 06:41
Veröffentlicht am 04.11.2022 06:41

Kuriosum „Distriktvorsteher” in Bayreuth: Das steckt hinter dem Ehrenamt

Kuriosum „Distriktvorsteher” in Bayreuth: Das steckt hinter dem Ehrenamt (Foto: Lenkeit)
Kuriosum „Distriktvorsteher” in Bayreuth: Das steckt hinter dem Ehrenamt (Foto: Lenkeit)
Kuriosum „Distriktvorsteher” in Bayreuth: Das steckt hinter dem Ehrenamt (Foto: Lenkeit)
Kuriosum „Distriktvorsteher” in Bayreuth: Das steckt hinter dem Ehrenamt (Foto: Lenkeit)
Kuriosum „Distriktvorsteher” in Bayreuth: Das steckt hinter dem Ehrenamt (Foto: Lenkeit)

BAYREUTH. Distriktvorsteher sind in Bayreuth das Scharnier zwischen den Bürgern und dem Rathaus. Ihre Funktion geht auf die Bayreuther Nachkriegszeit zurück.

Klaus-Peter Weintritt ist einer von 39 Vorstehern in Bayreuth. Die Sonntagszeitung hat mit ihm über seine Aufgabe gesprochen. Ein großes Thema in seinem Distrikt beschäftigte zuletzt die ganze Stadt: das Verkehrsexperiment in Erlanger und Bismarckstraße.

Distriktvorsteher in Bayreuth: Bindeglied zwischen Bürgern und Rathaus

Sie sollen „als Bindeglied zwischen der Bevölkerung und der Stadtverwaltung“ fungieren, beschreibt die Stadt die Aufgabe ihrer Distriktvorsteher. 39 Personen sind es insgesamt. Ihren Ursprung haben sie den Nachkriegsjahren, als die Verwaltung nur sehr schleppend wieder anlief. Das sagt Klaus-Peter Weintritt. Er ist Vorsteher des 12. Distrikts „Erlanger Straße/Wolfsgasse“, wie er offiziell heißt. „Unter anderem Jean Paul, Franz Liszt und viele Mitglieder der Musikfamilie Wagner gehören zu meinem Distrikt. Die liegen nämlich auf dem Stadtfriedhof“, stellt er den Distrikt mit einem Augenzwinkern vor. Der wird von Stadtfriedhof, Freiheitsplatz, Bismarckstraße und Wittelsbacherring begrenzt.

Seit 2018 übt Weintritt dieses Ehrenamt aus. Er und seine 38 „Kollegen“ werden nach Parteiproporz von den Stadtratsfraktionen vorgeschlagen. Weintritt wurde vor gut vier Jahren von den Grünen ins Gespräch gebracht. „Ich hätte das aber auch für die CSU, SPD oder andere gemacht“, ergänzt er. Weintritt sieht sich nicht als „Vorsteher“, sondern eher als Sprecher. „In wirklich schlechten Zeiten wie nach dem Krieg war die Bedeutung der

Distriktvorsteher noch höher einzuordnen. Die heutige Stadtverwaltung arbeitet transparent und bürgernah.“

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Weintritt, der als Lehrer an der Altstadtschule arbeitet, spricht selbst vom „B22-Viertel“, in dem er seit 1995 wohnt. Die verläuft durch die Erlanger und Bismarckstraße. Mit dem Verkehrsexperiment der einspurigen Straßen im September war seine Nachbarschaft wochenlang Stadtgespräch. Die Verkehrsachsen spalten weiter die Bürger in Bayreuth und den Landkreisgemeinden im Südwesten.

Weintritt hatte kürzlich eine Rückmeldung von der Evangelisch-reformierten Kirche in der Erlanger Straße an die Stadtverwaltung übermittelt. Die befürwortete das Experiment von nur einer Fahrspur, denn: Zu der Kirche gehört ein Kindergarten. „Für Kinder und deren Eltern ist das Laufen auf dem Gehsteig im September bedeutend sicherer gewesen. Meine persönliche Meinung ist dabei unwichtig“, betont Weintritt. „Wenn mich jemand wegen der Straße anspricht und das Experiment gut oder schlecht findet, melde ich das Feedback gerne dem Rathaus.“ Für die Betroffenen an der Erlanger Straße gehe es zuerst um Sicherheit, weniger um Radwegekonzept oder Klimaschutz. „In den vergangenen einundeinhalb Jahren gab es in der Erlanger Straße zirka sechs Unfälle. Wenn sich die Leute auf dem Gehweg unsicher fühlen, nehme ich das ernst“, so der Sprecher weiter.

Musterbeispiel für moderne Stadtverwaltung in Bayreuth

Die Einwände von Gegnern des Experiments, Erlanger und Bismarckstraße seien bei Unfällen oder Müllabfuhr auf nur seiner Spur dicht, kann Weintritt nach objektiver Betrachtung nicht verstehen. „Es gab eine sorgsame Ortsbegehung mit dem Stadtplanungsamt, Vertretern von Polizei, Rettungskräften und interessierten Bürgern. Daraufhin wurde das Ein-Spur-Experiment nach Berücksichtigung aller Aspekte konzipiert. Dieses Miteinander bei der Begehung ist das perfekte Beispiel einer funktionierenden Verwaltung gewesen.“ Er selbst als Distriktvorsteher habe sich im Hintergrund gehalten – wohlwissend um das intakte Verhältnis der meisten seiner Nachbarn und dem Rathaus.


Von Jürgen Lenkeit
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