Veröffentlicht am 02.08.2019 18:00
Veröffentlicht am 02.08.2019 18:00

Denkmalschutz stiftet Identität

Foto Roland Schmidt (Foto: inBayreuth.de)
Foto Roland Schmidt (Foto: inBayreuth.de)
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Foto Roland Schmidt (Foto: inBayreuth.de)
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BAYREUTH. „Die Bedeutung und der Nutzen des Denkmalschutzes muss im Bewußtsein der Bevölkerung einen deutlich höheren Stellenwert bekommen. Hierfür ist auch eine PR-Offensive vonnöten“. In dieser Forderung waren sich Dr. Sabine Weigand aus Schwabach, Fraktionssprecherin für Denkmalschutz von Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag, der oberfränkische Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold und Norbert Hübsch, Geschäftsführer des Historischen Vereins von Oberfranken, bei einem Pressegespräch einig.

Besonders große Bedeutung habe der Denkmalschutz für die Identitätsstiftung. Dr. Sabine Weigand bezeichnete es als „traurig“, dass die staatlichen Mittel für die Denkmalpflege steil nach unten gefahren würden. Gerade kleine Eigentümer, die vielleicht Fenster tauschen oder etwas am Dach ihrer denkmalgeschützten Anwesen machen wollen, schauten hierdurch „in die Röhre“. Zusätzlich verschärfen steigende Baupreise die Situation.

Ein Problem sei auch, dass Entscheidungen über Auszahlungen aus dem Entschädigungsfonds der Denkmalpflege drei bis vier Jahre in Anspruch nehmen. Während dieser Zeit seien die Baupreise um 20 Prozent gestiegen und der mögliche Zuschuss damit schon durch die Preissteigerung weitgehend aufgefressen. Das Problem für die lange Entscheidungsdauer liege dabei auf Ministeriumsebene. Das Landesamt für Denkmalpflege arbeite „ganz normal“.

Politisch gewünscht werde die Verdichtung der Bebauung innerhalb der Städte und Ortschaften. Dabei würden im Zweifelsfall die Interessen der Investoren vor die Anforderungen des Denkmalschutzes gestellt, so Dr. Sabine Weigand. „Wegen Verstoß gegen die Denkmalschutzauflagen eingestellte Bauten oder Rückbauanordnungen gibt es nicht mehr, dies war eine Erscheinung der 1990er-Jahre“, kommentierte Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold hierzu.

Ein Problem sei auch, die sehr unterschiedliche Besetzung der Unteren Denkmalschutzbehörden auf Ebene der Landkreise oder kreisfreien Städte mit Leuten, die teilweise nicht vom Fach seien. Es muss laut Dr. Sabine Weigand so weit kommen, dass in den Unteren Denkmalschutzbehörden ein Fachmann und ein Verwaltungsmann gemeinsam Entscheidungen treffen. Angedacht werden könne auch, die Unteren Naturschutzbehörden von mehreren Landkreisen und kreisfreien Städten zu größeren Einheiten zusammenzufassen.

Schließlich forderte Dr. Sabine Weigand auch, „Immobilienhaie“ enteignen zu können, die bewusst denkmalgeschützte Anwesen aufkaufen und verfallen lassen, um letztlich Neubauten zu erstellen.

Als ein besonderer Brennpunkt des Denkmalschutzes wurde bei einem Stadtrundgang unter Leitung von Stadtrat Stefan Schlags die Kirchgasse besichtigt. Kritisiert wurde dabei, dass beispielsweise bei den Anwesen Kirchgasse 14 und 16 sowie auch bei der von der GEWOG vorgenommenen Restaurierung der Traditionsgaststätte „Eule“ trotz bestehendem Fassadenschutz die Wärmedämmung mit Kunststoff ausgeführt wurden, was für das darunterliegende alte Mauerwerk und die verdeckten Fachwerkbalken im Laufe der Zeit sehr schädlich sei. Dies sei ein Beispiel dafür, wie Investoreninteressen vor die Belange des Denkmalschutzes gestellt würden.

Auch teilweise kritisch wurde das Deckengemälde in der sanierten Schloßkirche gesehen. „Alleine ,gefällt mir‘ ist kein Kriterium der Denkmalpflege, so Professor Dippold.


Von mm
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