Veröffentlicht am 15.06.2023 15:41

Alarmstufe Rot: Borkenkäfer breitet sich in den Wäldern um Bayreuth explosionsartig aus

Borkenkäfer in Bayreuth und Oberfranken (Foto: Adobe Stock)
Borkenkäfer in Bayreuth und Oberfranken (Foto: Adobe Stock)
Borkenkäfer in Bayreuth und Oberfranken (Foto: Adobe Stock)
Borkenkäfer in Bayreuth und Oberfranken (Foto: Adobe Stock)
Borkenkäfer in Bayreuth und Oberfranken (Foto: Adobe Stock)

BAYREUTH. Der Borkenkäfer ist in Oberfranken stark auf dem Vormarsch. Im ganzen Bezirk ist die schnelle Ausbreitung des Schädlings zu erwarten. In vielen Gegenden, unter anderem im Landkreis Bayreuth, sind nicht nur liegende, sondern auch stehende Bäume akut gefährdet.

Die Situation im Raum Bayreuth könnte sich wegen des Borkenkäfers weiter verschlimmern. Davon geht Dirk Lüder, Leiter des Bereichs Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bayreuth-Münchberg, aus. Und er sagt: Schon in 50 Jahren könnten Fichten in Oberfranken ausgestorben sein.

Borkenkäfer in Oberfranken: Wald akut gefährdet

Wenn die warme Jahreszeit beginnt, wird der Borkenkäfer wach. Im Mai schwärmt er nach dem Überwintern im Boden erstmals aus - und fängt alsbald mit der Fortpflanzung an. Das Bayerische Landesamt für Wald und Forstwirtschaft stuft Regionen hinsichtlich der Gefährdung durch den Borkenkäfer in vier Stufen ein. Weite Teile Frankens, darunter ganz Oberfranken, leuchten auf der Karte des Borkenkäfer-Monitorings auf zweithöchster Stufe rot auf. Sie besagt: eine „schnelle Ausbreitung bestehender Befallsherde ist zu erwarten.”

Zum Thema Natur: Die Uni Bayreuth hat in einer Studie die Auswirkungen von Mountainbiken auf die Umwelt untersucht.

Exponentielle Vermehrung von Borkenkäfern

Im Landkreis Bayreuth sind das Fichtelgebirge, der westliche und südliche Landkreis auf der Monitoringkarte dunkelrot eingefärbt. Als Schwerpunkt hat Lüder die Ränder des Fichtelgebirges um Goldkronach, Weidenberg und Gefrees ausgemacht. Dort ist auch stehender Baumbestand akut durch den Borkenkäfer bedroht. Die aktuelle Trockenheit macht die Lage nicht einfacher. Für den Forstexperten Lüder ist das Gegenteil der Fall: „Für die Vermehrung des Borkenkäfers sind das prächtige Bedingungen. Die überwinternden Käfer kommen früher aus dem Boden. Das sind die, die bereits im Vorjahr Teil einer großen Population waren. Und damit beginnt die exponentielle Ausbreitung früher. Ein Borkenkäferweibchen hat durchschnittlich 60 Nachkommen. Davon schlüpfen 30 weitere weibliche Nachkommen und die vermehren sich selbst bereits nach rund sechs Wochen.” Im Jahr 2022 hätte es so während der warmen Jahreszeit drei Generationen an Käfern gegeben.

Fichten werden in Oberfranken aussterben

Das einzige, was das AELF strategisch gegen die Ausbreitung des Borkenkäfers tun könne, sei, eine Verzögerungstaktik zu fahren. „Wir müssen Waldbesitzer sensibilisieren. Die sollten alle ein bis zwei Wochen ihren Bestand auf den Käfer kontrollieren.” Sollte ein Baum Käfer aufweisen, müsse der sofort aus dem Wald geschafft werden.

Langfristig gehe es auch darum, Waldbesitzer aufzuklären. Sie müssten erkennen, dass Fichten auf Jahrzehnte hin keine Zukunft hätten, erklärt Lüder. „Da fühlt sich der Käfer besonders wohl. Ich gehe davon aus, dass es in 50 bis 100 Jahren keine Fichten mehr in Franken geben wird.” Auch aufgrund der klimatischen Erwärmung werde es für den Borkenkäfer einfacher. Lüder spricht von sogenannten „Zwillingsregionen”. Das sind solche südlich gelegene Regionen, in denen jetzt das Klima vorherrscht, das in mehreren Jahrzehnten auch nach Oberfranken kommt. „Süditalien ist so eine Zwillingsregion von Oberfranken. Schauen Sie sich da mal um. Da gibt es keine Fichten mehr. Das gleiche kommt auch auf Oberfranken, eigentlich weite Teile Mitteleuropas zu.”

Um die Ausbreitung des Borkenkäfers in diesem Jahr zu bilanzieren, sei es noch viel zu früh. Der Großteil des Sommers kommt noch. „Aktuell ist es so bedrohlich wie 2022”, stellt Lüders fest. „Es kann sich entspannen, etwa, wenn eine Regenperiode einsetzen sollte.” Es kann aber auch anders kommen.


Von Jürgen Lenkeit
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