1999 schlossen sich im Landkreis Bayreuth am Eingangstor zur Fränkischen Schweiz zehn Städte bzw. Gemeinden zusammen. Das Ziel war, gemeinsam ihre Region zu stärken und zukunftsfest zu machen. Es entstanden Projekte wie Künstlermarkt, Kletterführer, Geocoaching, Naturkunstraum Neubürg oder Brauereiwandern. Heuer feiert die Kooperation, die inzwischen den Namen “Interkommunale Allianz (ILE) Rund um die Neubürg – Fränkische Schweiz” trägt, ihr 25- jähriges Bestehen. Als Manager dient dem Zusammenschluss der studierte Geograph Philipp Herrmann (34).

Hat schon Jemand zum Jubiläum gratuliert, Herr Herrmann?

Philipp Herrmann: Nein.

Warum denn nicht? Weil Keiner mit dem Begriff “ILE” was anfangen kann?

Philipp Herrmann: Doch, mittlerweile wissen die Leute schon wer wir sind. Früher waren wir die, die halt die Wanderkarten gemacht haben. Jetzt haben wir schon einen anderen Status. Und wir haben ja auch was vorzuweisen.

Eine stolze Bilanz?

Philipp Herrmann: Ich glaub´ schon. Die ganze Region darf stolz sein. Der meiste Dank gebührt aus meiner Sicht den Pionieren der ILE. Da gibt es viele Einzelpersonen, die gerade in den Anfangsjahren viel dafür getan haben, dass die Gemeinden sich zusammentun und was auf die Beine stellen. Aktuell haben wir ein gutes Regional-Bewusstsein und man darf sagen, dass es ein gutes Miteinander gibt.

25 Jahre Entwicklungsgesellschaft bzw. ILE Neubürg: was zählen Sie zu den Meilensteinen?

Philipp Herrmann: Mit Meilensteinen tu ich mir schwer, weil Vieles ja auch ineinander geht. Aber am Anfang war das natürlich die Geschichte mit dem Wander- und Radlerparadies rund um die Neubürg. Das war das erste große Thema, um die Region touristisch zu erschließen. Dann muss ich unbedingt die Gründung des Fördervereins 2006 erwähnen. Dieser Verein, mittlerweile wieder aufgelöst, hat in schwierigen Zeiten sehr geholfen, Durststrecken bei der Förderung zu überwinden. Ein Meilenstein ist auf alle Fälle auch das Neubürg-Geld. Dieser regionale Einkaufsgutschein ist durch die Decke gegangen. Das Neubürg-Geld kann man bei 140 Annahmestellen verwenden. Es ist doch besser, hier im Supermarkt in Mistelgau Neubürg-Geld zu kaufen als einen Gutschein von Amazon. Da bleibt das Geld in der Region. In einer Rückschau ist für mich wichtig, dass wir es 25 Jahre geschafft haben, alle Widrigkeiten zu überstehen und dass wir uns kontinuierlich weiterentwickelt haben.

Wie dankbar darf man in diesem Zusammenhang dem Naturdenkmal und Tafelberg “Neubürg” sein?

Philipp Herrmann: Die Neubürg ist für die ILE identitätstiftend. Der Berg mit seinen umliegenden Gemeinden ist ein Bereich, der sich abgrenzt zum Ahorn- und Zeubachtal, zum oberen Wiesenttal Richtung Hollfeld und zum Hummelgau. Der Tafelberg ist in unserem Bereich von allen Seiten sehen. Er steht mittlerweile für eine eigene Region, die auch in den Herzen seiner rund 26.000 Bewohner angekommen ist.

Die Neubürg ist zwar Naturkunstraum geworden, aber ansonsten dezent behandelt worden. Ist das der ILE auch weiterhin wichtig?

Philipp Herrmann: Sehr wichtig. Die Neubürg ist Landschaftsschutzgebiet. Damit müssen wir behutsam umgehen. Es wird wirklich jedes Hinweisschild überprüft, ob es das auch wirklich braucht. Der Berg soll weitgehend sich selbst überlassen werden. Nur Landschaftpflege wird veranlasst, sonst würde alles da oben verbuschen. Größere Veranstaltungen werden da nicht mehr stattfinden. Dafür gäbe es ja Flächen an der Therme Obernsees.

Nochmal zurück zu den Meilensteinen. Würden Sie die Idee mit den Mitfahrbänken auch dazu zählen?

Philipp Herrmann: In der Außenwahrnehmung ist das eher ein gescheitertes Projekt. Aber wir wissen nicht, was passiert wäre, wenn 2020 Corona nicht gekommen wäre. Grundsätzlich verfolgen die Mitfahrbänke ein lohnendes Ziel wie zum Beispiel Solidarität, Freiwilligkeit, Spontanität. Die Bänke bleiben weiterhin stehen und können ja auch benutzt werden. Einen weiteren Ausbau wird es vorerst wohl nicht geben. Die Gemeinden haben heutzutage andere Sorgen und Aufgaben.

Aktuell gibt es rund um die Neuburg eine bemerkenswerte Entwicklung in Mengersdorf. Dort soll sich der Gutshof – im Besitz von Wolf von Aufseß - zu einer Kulturstätte entwickeln. Eine gute Idee?

Philipp Herrmann: Eine wahnsinnig gute Idee. Warum sollte es keine Kulturstätte auf dem Land geben? Das ist ein sehr mutiges Konzept des Vereins “Heimatmacher” und ich glaube fest daran, dass es funktioniert. Es wird im Gutshof Mengersdorf erstmal keinen Braten mehr geben, aber dafür einen Treffpunkt für Kulturliebhaber. Auch das ist ein willkommener Standortfaktor.

Wie feiert denn de ILE überhaupt ihr 25- jähriges Jubiläum?

Philipp Herrmann: Wir feiern das ganze Jahr. Unsere erste Jubiläumsveranstaltung ist jetzt am Samstag (06.04.) im Gutshof Mengersdorf. Da wird ein Liedermacherabend stattfinden. So etwa passt zu uns. Einen Festakt, bei dem sich alle auf die Schultern klopfen, wollen wir gar nicht. Unsere Hauptveranstaltung wird am 2. Oktober in Glashütten sein. Wir bereiten einen Heimatabend mit Mundart, Musik, Theater und Tanz vor.

Vielen Dank, Herr Herrmann und Glückwunsch zum Jubiläum!